Aufarbeitung von Kindheitserlebnissen: Der Weg zu neuen Perspektiven und innerer Freiheit

Kindheitserfahrungen prägen uns tief und können Muster schaffen, die weit über die Kindheit hinaus in unser Erwachsenenleben hineinwirken. Besonders belastend sind oft Erlebnisse, die unsere Beziehungen zu anderen Menschen beeinflussen – vor allem dann, wenn sie Triggerpunkte aktivieren und uns das Gefühl geben, gefangen in alten emotionalen Reaktionsmustern zu sein. In diesem Blogbeitrag beleuchte ich, wie man solche Muster erkennen und nachhaltig bearbeiten kann, und gebe kurze praktische Tipps, wie neue Perspektiven entstehen können.

Das Beispiel: Alte Muster durch familiäre Konflikte

Betrachten wir als anschauliches Beispiel den folgenden Fall: Ein Sohn wächst mit einer Mutter auf, die ihn immer wieder neuen Lebensgefährten ausgesetzt hat. Diese Partner kamen mit dem Jungen nicht zurecht, zeigten aggressives Verhalten, und die Mutter verteidigte ihren Sohn oft. Die daraus resultierenden Streitereien zwischen der Mutter und ihren Partnern wurden vom Sohn falsch interpretiert: Er gab sich selbst die Schuld an den Konflikten, zog die Schlussfolgerung, dass er nicht gut genug sei und das Gefühl, nicht dazuzugehören, wurde tief in ihm verankert. Dieses Muster – die Selbstschuld und die Überzeugung, allein zu sein – wirkt bis in seine Gegenwart, beeinflusst seine Beziehungen und sein Selbstwertgefühl.

Die Aufarbeitung: Den Blick auf die Realität verändern

Für den Sohn ist es entscheidend, dieses Kindheitserlebnis heute aus einer anderen Perspektive zu bewerten, um sich aus den alten Mustern zu lösen. Folgende Schritte könnten hilfreich sein:

1.Erkennen des Musters: Der erste Schritt besteht darin, bewusst zu erkennen, dass die Kindheitserfahrung eine dauerhafte Auswirkung hatte. Es hilft, die eigenen Reaktionen und Gefühle in Beziehungen genau zu beobachten und festzustellen, wann alte Trigger auftauchen.

      2. Reflexion mit Fakten: Der Sohn könnte sich fragen: War es tatsächlich meine Schuld, dass diese Konflikte entstanden sind? Bin ich wirklich allein gewesen und ungeliebt? Durch das Einbeziehen eines erwachsenen Blickwinkels kann er erkennen, dass die Verantwortung für die Konflikte bei der Mutter und ihren Partnern lag – nicht bei ihm. Und er kann erkennen, dass seine Mutter ihn in dem Moment verteidigt hat, weil sie ihn liebt. Hätte sie es nicht getan, wäre es ein Hinweis für fehlende Mutterliebe gewesen, aber so kann er dies nun als positive Handlung bewerten und lernen Dankbarkeit, für die damals als unangenehm wahrgenommenen Situationen, zu entwickeln.

        3. Umarbeiten der Glaubenssätze: Tief verankerte Glaubenssätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich gehöre nicht dazu“, „Ich bin nicht geliebt“ sollten bewusst herausgefordert und neu formuliert werden. Ein realistischer und positiver Glaubenssatz könnte sein: „Die Konflikte meiner Mutter mit ihren Partnern hatten nichts mit meinem Wert als Mensch zu tun.“, „Meine Mutter stand hinter mir und hat mich verteidigt, weil sie mich liebt.“

          4. Üben von Selbstmitgefühl: Es hilft, sich selbst mit den Augen eines liebevollen Beobachters zu betrachten und die eigene Lebensgeschichte mit Mitgefühl anzunehmen. Der Sohn kann sich nun folgendes klar machen: Ich habe als Kind die Dinge gegen mich bewertet, dies kann ich heute aus meiner Sicht als Erwachsener ändern. Die Menschen um mich herum, waren in manchen Situationen selber hilflos, überfordert und wussten nicht wie sie besser handeln konnten. Die Aktionen und Reaktionen hatten also nichts mit meinem eigentlichen Sein und Wert zu tun. Jeder Mensch reagiert immer so wie es ihm bestmöglich ist. Ist jemand sehr unbewusst, dann reagiert er meist impulsiv und unkontrolliert. Je bewusster sich ein Mensch ist, desto besonnener kann er reagieren. In dem Fall haben die Menschen sich nicht mit sich selber auseinander gesetzt und ich war dazwischen. Ich darf aber erkennen, dass ich von meiner Mutter beschützt, verteidigt und geliebt war. Auch wenn ich es als Kind nicht wahrgenommen habe.

            5. Therapeutische Unterstützung: Oft ist professionelle Unterstützung, z. B. durch einen Coach oder Therapeuten, hilfreich, um tiefergehende emotionale Verletzungen zu bearbeiten. Therapieansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie oder EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) könnten für solche Themen besonders effektiv sein.

              Neue Perspektiven schaffen

              Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, aktiv eine neue Realität aufzubauen. Der Sohn kann sich bewusst dafür entscheiden, Vertrauen in gesunde Beziehungen zu entwickeln und Menschen zu finden, die ihn respektieren und unterstützen. Er kann sich darauf konzentrieren, Freundschaften und Bindungen zu stärken, die ihm ein Gefühl der Zugehörigkeit und des Selbstwerts geben. Zusätzlich kann er Techniken wie Achtsamkeit oder Meditation nutzen, um gegenwärtig zu leben und sich von den belastenden Erinnerungen der Vergangenheit zu befreien.

              Fazit

              Die Verarbeitung von Kindheitserlebnissen, die alte Muster in der Gegenwart aktivieren, ist keine leichte Aufgabe, aber eine unglaublich befreiende. Indem man die Vergangenheit aus einem neuen Blickwinkel betrachtet und sich aktiv für positive Veränderung entscheidet, können wir uns von den Schatten der Kindheit lösen. Der Sohn in unserem Beispiel hat die Möglichkeit, die belastende Schuld der Kindheit loszulassen und sich ein Leben aufzubauen, das von Selbstvertrauen, Zugehörigkeit und innerem Frieden geprägt ist. Es ist nie zu spät, die eigene Geschichte neu zu bewerten und neue Kapitel zu schreiben.

              Smile on und Namasté 🙏✨

              Deine Nina

              2 Antworten

              1. Danke liebe Nina für deinen tollen Blogbeitrag.
                Deine Tipps werden mir helfen mich selbst zu finden und positive Auswirkungen auf mein Leben haben, sobald ich in die Umsetzung komme.
                Das habe ich mir fest vorgenommen.

                1. Danke für deinen Kommentar. Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Umsetzung. Du kannst dich auch gerne melden, wenn du Unterstützung benötigst oder Fragen hast. LG

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